„Die Hierarchien sind flacher geworden!“ – das hört man oft, wenn man Führungskräfte aus der Hotellerie nach dem aktuellen Stand der Dinge in Sachen Führung in ihrer Branche befrägt. Doch was heißt das? Eigentlich nur, dass eine oder zwei Ebenen raus gefallen sind oder? Im Grunde läuft es nach wie vor streng hierarchisch ab und das Organigramm lässt auf einen Blick erkennen, wer hier was zu sagen hat.

Gibt es auch andere Möglichkeiten? Ich habe mich ein wenig umgesehen und Zwei gefunden. Zuerst einmal Marco Nussbaum, einer der Gründer und CEO von prizeotel.

Erfolg ist für ihn immer Teamarbeit.Daher hat er bei der Budget-Design Hotelmarke prizeotel Hierarchien abgebaut und statt einer vertikalen, eine horizontale Organisation eingeführt.

Konsequent setzt er auf die Eigenverantwortung der Mitarbeiter. Sie sind der Motor des Geschäfts: „Es ist erstaunlich, was du alles erreichen kannst, wenn es dir egal ist, wer die Anerkennung dafür erntet. Oder anders: Vielen Unternehmen ginge es besser, wenn die Leute ihr Ego besser im Griff hätten.“

„Wer per Diktat führt wird nicht mehr respektiert“ so Nussbaum. Für ihn gibt es in der Hotellerie zuviele „selbstherrliche Patriarchen, die sich überhaupt nicht für den Menschen interessieren.“ Die persönliche Wertschätzung der Mitarbeiter habe „unheimlichen Nachholbedarf“, so sein Credo.

Ein Zweiter, der einen etwas anderen Weg ausprobiert ist Bodo Janssen. Nachdem sein Vater 2005 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, übernahm er die Führung der familieneigenen Hotelkette Upstalsboom. Auslöser für Janssen etwas zu ändern, war eine Mitarbeiterbefragung im Jahr 2010, bei der heraus kam dass er als Chef von seinen Angestellten gehasst wurde. Seit daher hat er einiges geändert. Er stellt sich dem Problem und änderte die Firmenkultur radikal – ohne Macht, Druck und Kontrolle. Die Zufriedenheit ist seit damals um mehr als 80 Prozent gestiegen, die Mitarbeiter sind deutlich seltener krank, er bekommt fünfmal so viele Bewerbungen und hat den Umsatz mehr als verdoppelt. Umgesetzt wird diese Kultur unter anderem durch sogenannte Corporate-Happiness-Beauftragte. Deren Aufgabe ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen jeder einzelne seine Potenziale entfalten kann, um mehr Freude an der Arbeit zu haben.  Warum stehe ich jeden Tag auf? Was gibt meinem Leben eine Bedeutung? Die Corporate-Happiness-Beauftragten helfen den Mitarbeitern dabei, diese Fragen zu beantworten – auf Basis der positiven Psychologie.

Werden solche Modelle auch bei uns in Österreich einzug halten? Oder ist das alles ohnehin nur eine Eintagsfliege? Freue mich auf Austausch und Meinungen!