Lange Zeit sah die Praxis der Veränderung in Unternehmen so aus: es kam ein Impuls von außen und der Change Prozess wurde intern gestartet. Dadurch entstanden Stufenförmige Entwicklungen im Bereich Veränderungsmanagement. Es gab Entwicklungs- oder Veränderungsphasen und dann kamen Entspannungsphasen, wenn der Druck von außen nach lies. In diesen Entspannungsphasen hatte man Zeit und man versuchte die Prozesse zu optimieren. So lange bis das nächst Ereignis eintrat und man begann wieder mit der nächsten Stufe der Veränderung. Man war und ist es also gewöhnt auf Einfluss von außen zu reagieren und sich zu verändern. Heute jedoch wird die Digitalisierung ein immer größerer Faktor. In einer digitalisierenden Welt verkürzen sich die Zyklen rasant und Märkte und Konkurrenz wächst. Konkurrenz nicht nur aus den eigenen Reihen, sondern aus völlig anderen Branchen – Uber und AirBnB sind die wohl bekanntesten Beispiele dafür.
Ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Zukunft wird daher sein, sich von sich aus zu verändern und sich kontinuierlich fort zu entwickeln.
Dies hat natürlich ganz immensen Einfluss auf die Menschen, die in den Unternehmen arbeiten. Das Schlagwort „Lebenslanges Lernen“ ist zwar mittlerweile gängig, doch was es konkret heißt, dazu gibt es in Österreich, vor allem im Bereich der KMUs, meines Erachtens noch kein klares Bild.

Denn wenn sich eine Organisation konstant weiterentwickeln will, dann heißt das vor allem, dass sich die Menschen in ihr kontinuierlich entwickeln. Oder anders gesagt: Eine kontinuierlich lernende Organisation ist die, in der die Menschen kontinuierlich lernen.

Die Digitalisierung wird nicht nur verändern, wie wir miteinander arbeiten, sondern sie wird auch unser Lern- und Ausbildungssystem umkrempeln.  Schon jetzt reicht es nicht mehr, zur Schule zu gehen, zu Studieren und eine Ausbildung zu machen. Auch Unternehmen sollten sich mehr und mehr als Lern- und Entwicklungsräume verstehen lernen. Denn bisher verstehen sie sich eher als Anwendungsräume, und zu wenig als Institution von Lernen und Wissen.

Noch immer wird Weiterbildung gern extern zugekauft – in Form von neuen MitarbeiterInnen, die ihre Erfahrung mitbringen, in Form von Beratern, Coaches oder Mentoren, die Workshops gestalten oder interne Programme aufsetzen. Und dieses Lernens wird auch weiterhin sehr wichtig sein in Unternehmen, doch es kommt noch etwas hinzu, nämlich, dass sich das Unternehmen selbst als Lernraum oder Wissensinkubator versteht. Arbeiten wird in Zukunft gleichbedeutend mit Lernen sein – wer arbeitet, lernt. Immerwährend.

Das ist eine völlig neu gedachte Art zu arbeiten und wir sollten uns dabei folgende Gedanken machen:

1. Wir lernen miteinander und voneinander

Wir arbeiten in Zukunft nicht nach Jobbeschreibungen sondern nach Talenten. Denn je mehr wir in Netzwerken und Projektstrukturen arbeiten, umso weniger werden wir uns in ausgetretenen Pfaden bewegen.
Wer sein Wissen teil, der vermehrt es! Das ist völlig neu und geht weg vom Gedanken, mein Patent ist mein Wissensvorsprung. Früher war es nötig, das Wissen geheim zu halten, um Erfolg und Vorsprung zu generieren. Heute sind mehr Wissen und Daten da, als wir verarbeiten können.   Beides wird hingegen umso wertvoller, je häufiger wir es teilen, je besser wir es verstehen und je intelligenter wir es verknüpfen. Das funktioniert nicht allein.

2. Wir lernen überall

So wie die Arbeit auf Grund des technologischen Fortschrittes nicht mehr nur im Büro passieren muss, wird es auch mit dem Lernen sein. Trotzdem wird das Büro weiterhin ein wichtiger Ort sein. Nicht um dort vor dem PC zu sitzen, sondern als Ort der Begegnung, für Meetings, um einander kennen zu lernen, um kreativ zu sein. Dass diese Büros der Zukunft anders aussehen müssen als noch vor wenigen Jahren, versteht sich von selbst.

3. Wir werden nicht mehr für ein Unternehmen, sondern für uns lernen

Unternehmen werden zukünftig nicht mehr streng getrennt operieren, sondern kooperieren. Die Zeit, die wir bei einer Organisation verbringen wird kürzer, der „Angestellten-Job“ wird anderen Beschäftigungsformen weichen. Und das ist gut, denn in Zukunft wird Lernen mehr und mehr heißen, über die eigenen Räume hinauszublicken, andere Blickwinkel einzunehmen und sich mit anderen Standpunkten auseinanderzusetzen. Und so etwas geht nur, wenn die Unternehmen sich nicht als starre Gebilde wahrnehmen, sondern den Wert in allem um sie herum wahrnehmen. Transorganisationales Lernen heißt, miteinander in den Austausch zu gehen, in andere Unternehmen hinein zu schauen und Ideen gemeinsam weiterzuentwickeln, sie auszuprobieren und vielleicht wieder zu verwerfen. Auch das geht nicht allein – und vor allem geht das nicht mit den immer selben Gedanken um einen herum. Schon heute sehen wir, dass Unternehmen ihre Innovationsabteilungen auslagern oder Mitarbeiter in Coworking-Spaces schicken – nicht ohne Grund.